Kraft im Überfluss

Vergessen Sie alles, was Sie bislang über Effizienz und Sparsamkeit gehört haben. Hören Sie auf zu lesen, wenn Sie denken, dass Sie ein Fünkchen darüber in diesem Test erfahren. Der Ford Mustang Shelby GT 500 ist die Unvernunft in Person. Und Rusconi & Ulz setzt mit seinem geprüften Tuningkit dem Muscle Car die Krone auf. Pferdeflüsterer Shelby bietet dem Bündner Tuner dafür eine optimale Basis. Per elektronischer Optimierung heizen die Churer dem V8 ein, steigern die Leistung auf 702 PS und die Muskelkraft auf 900 Nm. Damit bewegt er sich in Sphären eines Porsche 911 Turbo S oder Lamborghini Aventador.
Durstiger Muskelprotz
Entsprechend muskulös, kraftvoll und durstig legt der getunte Muskelprotz los. Mit bollerndem V8-Sound lässt er seine Umwelt erzittern. Hard Rock- Sound ist angesagt, wenn der Kompressor-beatmete 5,8-Liter mit den Muskeln spielt und die 1,8 Tonnen Lebendgewicht vergessen macht. Trotz Launch-Control und Tourenzahlen bis 4500 Umdrehungen gelingt es dem wilden Hengst nicht auf Anhieb, den Schub in Vortrieb umzusetzen. Bis in den dritten Gang quittieren die Reifen mit leichtem Quietschen den Anfahrwunsch. Katapultartig bläst er danach zum Sturm gen 100 km/h. Der ist nach 4,1 Sekunden noch nicht verpufft, Drehzahlen bis 7000 Touren bringen die Luft zum Flimmern. Nichts und niemand kann den Shelby auf dem Weg gen 200 km/h aufhalten. Nach weiteren 7,8 Sekunden lösen sich die in Schall und Rauch auf. Wo ist das Ende? Erst wenn bei Tempo 330 die Landschaft an einem vorbeifliegt. Gigantisch, wie der GT500 die anderen Verkehrsteilnehmer zu Statisten stempelt.
Freund der Industrie
Kehrseite der Medaille: Parallel zur Beschleunigungsorgie steigt der Verbrauch in schwindelerregende Höhen. Exakt 22 Liter auf 100 Kilometer liess der Mustang bei den Messfahrten durchrauschen. Selbst beim Cruisen fordert der Muskelprotz knapp 13 Liter. Oder mehr. Beim Kurvenfahren gewinnt man in der Reifenindustrie neue Freunde. Obwohl das Muskelpaket im Stand und bei niedrigen Geschwindigkeiten wie ein Elefant im Porzellanladen wirkt.
Stämmig, bullig und eher ungelenk. Spätestens auf der Rennstrecke verabschiedet er sich von diesen Wesenszügen. Hier ist er in seinem Element, hier gibt er alles. Erst recht, da ihm Rusconi noch einen passenden Unterbau verpasst hat. Das Gewindefahrwerk Variante 3 von KW passt mit 40 Millimetern Tieferlegu ng und individuell in Zug- und Druckstufe verstellbaren Dämpfern perfekt zum Rennpferd.
Per Gasstoss zum Drift
Was man ebenfalls von der elektrischen Servo behaupten
kann. Erstaunlich gut gibt sie Rückmeldung und wuchtet den Shelby präzis um die Kurven. Das Sperrdiff weiss dabei geschickt die Kraft zwischen den Hinterrädern zu verteilen. Die Untersteuertendenz am Kurveneingang lässt sich mit dosierten Gasstössen in Übersteuern bis hin zum Drift verwandeln. Böse Überraschungen sind dem dann flott querkommenden Ami fremd. Er überlässt es dem Piloten, entsprechende Fahrmanöver rechtzeitig einzuleiten. Glückshormone werden schon beim Cruisen frei. Straff gefedert, aber immer mit einem ordentlichen Schuss Komfort gesegnet, rollt der Mustang ab und steckt Strassenunebenheiten gut weg. Nur bei hohen Autobahngeschwindigkeiten, jenseits von 200 km/h, wird es beim Überfahren kurzer Bodenwellen unruhig. Durch die Starrachskonstruktion an der Hinterachse zeigt sich der Mustang dann als bockender Hengst, der gebändigt werden will.

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